HILFE ZUR SELBSTHILFE IN INDIEN

Entwicklungspartnerschaft zur Verbesserung der Standortbedingungen in Indien

Hörmann setzt sich an seinem Standort in Gagillapur, einer Ortschaft der Stadt Dundigal, für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung ein. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurde seit 2018 ein nachhaltiges Abfallmanagementsystem aufgebaut, das unter anderem die Gründung einer Müllabfuhr und ein Konzept zur Mülltrennung umfasst. Zudem wurde eine lange als inoffizielle Mülldeponie genutzte Fläche komplett geleert und gesäubert. Die Kooperationsmaßnahme wurde im Rahmen des develoPP Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt und konnte 2022 nach über drei Jahren erfolgreich an die Stadt übergeben werden.

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Trotz seiner dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung stellen Armut und andere sozioökonomische Probleme Indien noch immer vor große Herausforderungen. In vielen indischen Städten lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung in Slums oder ähnlich prekären Umständen, und kommunale Basisdienstleistungen wie z. B. funktionierende Abfallsysteme sind nur unzureichend vorhanden. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Städte mit über 5.000 Einwohnern um rund 50 Prozent auf mittlerweile knapp 8.000 angewachsen. Dort leben 31 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dieser Trend setzt sich fort, so dass bis 2030 die Hälfte der indischen Bevölkerung in Städten leben wird. Kleine Städte werden durch Auslagerungen umweltbelastender Betriebe aus großen Metropolen zusätzlich belastet. Der Aufbau von Infrastruktur und kommunal verankerten Basisdienstleistungen kann mit diesen Entwicklungen nicht mithalten oder erfolgt oft unplanmäßig und ineffizient. Dadurch sind die Bewohner Gesundheitsrisiken und erheblichen Umweltgefahren ausgesetzt.

In Indien werden anfallende Sekundärrohstoffe noch viel zu selten wertstofflich verwertet. Das liegt vor allem an einem mangelnden Bewusstsein sowie  ineffizienten Sammel-, Verarbeitungs- und Verwertungsprozessen. Sie finden, mit hohen ökologischen und gesundheitlichen Risiken behaftet, meist im informellen Sektor statt. Bislang gibt es hier nur sporadisch passende Politikansätze oder Förderprogramme.

Hörmann unterhält seit mehr als elf Jahren in der Ortschaft Gagillapur in der Nähe von Hyderabad einen Produktionsstandort mit etwa 300 Beschäftigten. Der Bedarf an Mitarbeitenden mit höheren Qualifikationen ist aufgrund der Modernisierungen, die bei Shakti Hörmann in Gagillapur durchgeführt werden (neue Maschinen, umstrukturierte Fertigungsprozesse), weiter gestiegen. Doch die Lebensqualität vor Ort erscheint Vielen unattraktiv. Insbesondere mangelt es an nachhaltigen lokalen Lösungen in sozialer Infrastruktur und Dienstleistungen. Vor allem qualifizierte Fachkräfte suchen sich daher attraktivere Standorte. Unter diesen Bedingungen ist es für Hörmann sehr schwierig, gute Mitarbeiter:innen dauerhaft zu halten oder qualifizierte Mitarbeiter:innen und entsprechendes Führungspersonal für die weitere Modernisierung und den weiteren Ausbau des Produktionsstandortes zu gewinnen. Die Notwendigkeit, den Standort wettbewerbsfähiger zu machen, wird damit noch deutlicher. Der kommunalen Führung und Verwaltung in Gagillapur benötigten Unterstützung, um den Stadtteil zu entwickeln – zum Beispiel bei der Erstellung komplexer Planungsdokumente wie einem Flächennutzungsplan und der Einführung eines kommunalen Abfallwirtschaftssystems.

Um die Standortbedingungen in Galligapur nachhaltig zu verbessern, schlossen sich Hörmann und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einer Entwicklungspartnerschaft zusammen. Die Kooperationsmaßnahme wurde im Rahmen des develoPP Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Zeitraum von 08/2018 bis 04/2022 umgesetzt und mit fachlicher Unterstützung der GIZ durchgeführt. Sie zielte darauf ab, Voraussetzungen zu entwickeln, um wesentliche Standortfaktoren in Kooperation mit der Stadt, örtlichen Nichtregierungsorganisationen und ansässigen Unternehmen systematisch zu verbessern. Neben einer Pilotlösung für ein nachhaltiges Abfallentsorgungssystem in einem Stadtteil ging es vor allem darum, in der Kommune Kapazitäten zu entwickeln, um einen kommunalen Landnutzungsplan sowie ein weiterführendes Konzept für das kommunale Abfallmanagement zu erstellen. Diese bilden nun die Grundlage für die Akquise staatlicher und privater Investitionen für die weitere Standortentwicklung. Damit flankierte das Projekt zahlreiche Initiativen der indischen Regierung zur Bewältigung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Herausforderungen des Landes wie beispielsweise Smart Cities, Clean India und Skill India. Mit maßgeschneiderten und gemeinsam entwickelten Lösungen werden lokale Bedarfe gedeckt und eine nachhaltige Entwicklung unterstützt.

Das Projekt konzentrierte sich vor allem auf einen entsprechenden Infrastruktur- und Kapazitätsaufbau in kommunalen und lokalen zivilgesellschaftlichen Strukturen. Das Kooperationsprojekt gliederte sich konzeptionell in sechs Bereiche: Entwicklung einer Ownership unter den beteiligten Partnern für das Thema; Entwicklung und Vorstellung eines Land-Nutzungs-Plans; Partizipative Entwicklung eines Projektes für ein lokales Abfallmanagement und dessen Vorstellung bei relevanten staatlichen Einrichtungen; Entwicklung und Implementierung eines öffentlichen, lokalen Pilotprojekts zur Abfallsammlung und - verwertung; Wissensmanagement und Kommunikation der Ergebnisse für Vorhaben auf regionaler und nationaler Ebene.

Die Hörmann Gruppe hat dabei die Koordination aller Aktivitäten vor Ort, vor allem die Entwicklung eines Pilotprojektes für die Entsorgung fester Abfälle mit verantwortet. Neben der Entwicklung eines Flächennutzungsplans war die GIZ im Projektverlauf Hauptverantwortliche für den Wissenstransfer im Bereich der Stadt- und Industrieplanung, insbesondere in der Abfallwirtschaft. Von der Entwicklungspartnerschaft für die Standortverbesserungen in Gagillapur profitieren die ansässigen Wirtschaftsunternehmen, die gesamte Bevölkerung sowie die Stadt Dundigal als Ganzes. Die Hörmann Gruppe und die GIZ bezogen die Kommune und die lokale Zivilgesellschaft aktiv in wichtige Entscheidungen und Entwicklungen im Rahmen des Projektes ein.

Im April 2022 konnte das Projekt „Nachhaltiges Abfallmanagement“ erfolgreich an die Stadt übergeben werden. Übergeben wurden eine geregelte Müllabfuhr und ein Konzept für die Mülltrennung. Es wurde ein DRCC (Dry Resource Collection Centre) geschaffen, bei dem eine lange als inoffizielle Mülldeponie genutzte Fläche gesäubert und mit einer Halle bebaut wurde. Diese bietet nun Sortierbereiche für Trockenabfälle. Durch das Projekt konnte erfolgreich ein Grundstein für nachhaltiges Abfallmanagement gelegt werden.

„Indische Sachlichkeit und deutsche Präzision kamen zum Wohle der Menschen in Gagillapur bei diesem besonderen Projekt zusammen.“
- Mrinalini Shastry, Managerin und Koordinatorin des Projekts