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Feuerfeste Baumaterialien machen städtische Großbrände heute selten.
An ihre Stelle sind andere Herausforderungen wie die Rettung von
Brandopfern aus großen Gebäudekomplexen getreten.
Mit den Bauordnungen des 19. Jahrhunderts entstand ein
ganzer Teil der Bauvorschriften des vorbeugenden Brand-
schutzes, die auch heute noch Gültigkeit besitzen. Noch in
der Berliner Baupolizeiverordnung 1853 war lediglich vor-
gegeben, dass die Hinterhöfe mindestens 5,34 x 5,34 m
messen mussten (der für die Feuerwehrspritzen erforderli-
che Wendekreis) und die Gebäudehöhe die Breite der
Straße nicht überschreiten durfte, damit bei einem Brand
einstürzende Fassaden das gegenüberliegende Haus nicht
zerstörten. In der preußischen Einheitsbauordnung 1919
finden wir dann bereits die Forderung nach zwei voneinan-
der unabhängigen Rettungswegen, Feuerwehrzufahrten
und Anforderungen an den Feuerwiderstand bestimmter
Bauteile.
Ebenfalls dem Feuer zu verdanken ist die Feuerwache als
neue städtische Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts. Der
Funktionsbau, geprägt durch Ausfahrten zur Straße,
Exerzierhof und Steiger/Schlauchturm gehört ab der 2.
Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Stadt wie das Spritzen-
häuschen in die Dörfer.
Auf dem Weg zur feuerfesten Stadt
Bis heute haben sich Stahl, Beton und Glas nicht nur auf-
grund der Feuersicherheit, sondern auch aus gestalteri-
schen, statischen, finanziellen und konstruktiven Gründen
in unseren Städten durchgesetzt. Selbst wenn mit der
Musterbauordnung 2002 der Holzbau wieder in zunehmen-
dem Maße Berücksichtigung findet, so führt er doch im
modernen Städtebau ein Nischendasein. Breite Straßen,
die als Feuerschneisen dienen könnten, sind schon zur
Bewältigung unseres alltäglichen Verkehrs notwendig.
Abstandsflächen, feste Bedachung, Brandwände, vorge-
schriebene Feuerwiderstandsklassen für Bauteile, definier-
te Rettungswege, Löschanlagen für bestimmte Bauten sind
mit unseren Bauordnungen und Sonderbauordnungen
Realität für jede Bauaufgabe geworden. Während einer-
seits mehr Vorschriften zum Brandschutz denn je bestehen,
gibt es andererseits unzählige Möglichkeiten, die brand-
schutztechnischen Anforderungen anderweitig zu erfüllen
als in den Bauordnungen gefordert. Bei den modernen
Großbauten lässt sich der Brandschutz nicht mehr von
außen ablesen. So ist die Feuersicherheit heute Realität,
ohne sich in der Kubatur der Bauten oder Struktur der
Städte niederzuschlagen.
Wenn es trotzdem zu einem Brand kommen sollte, sorgen
unsere Feuerwehren dafür, dass schnell gelöscht wird. Die
Berufsfeuerwehr ist Bestandteil der Urbanität geworden.
Ein engmaschiges, zusammenhängendes System aus vor-
beugendem und abwehrendem Brandschutz hat sich ent-
wickelt und bewährt. Davon, dass ganze Städte durch
Brände zerstört werden, ist heute nicht mehr die Rede.
Insofern ist die „feuerfeste Stadt“ doch Realität geworden.