Als die Stadt Löhne 2001 einen Architektenwettbewerb für
eine neue Feuer- und Rettungswache auslobte, herrschte
bei Deutschlands Architekten gerade Saure-Gurken-Zeit.
Aufträge waren rar, und so zeigten über 1.200 Bewerber
Interesse an einer Wettbewerbsteilnahme. Zugelassen wur-
den schließlich 35, unter denen sich das Hamburger Büro
architekten prof. klaus sill als Sieger behaupten konnte.
Das Grundstück liegt nördlich der Innenstadt, unmittelbar
an der Autobahn A30 Osnabrück-Hannover. Platz für ein
umfangreiches Raumprogramm war dort – im Gegensatz
zum alten Feuerwehrstandort am Löhner Markt – reichlich
vorhanden. Die Architekten entwarfen ein langgestrecktes,
zweigeschossiges Gebäude, das der Autobahn im Süden
seine Schmalseite entgegen streckt. Die Ruhe- und Büro-
räume der Mitarbeiter weisen nach Westen und Osten über
das freie Feld. Die Tiefenstaffelung des Gebäudes spiegelt
den Platzbedarf des Fuhrparks wider: Die kürzeren Ret-
tungsfahrzeuge sind im schmaleren, südlichen Gebäudeteil
untergebracht, die Löschfahrzeuge stehen im breiteren,
nördlichen. Durch diese Lösung konnte das annähernd drei-
eckige Grundstück optimal ausgenutzt werden.
Die Fassaden des Neubaus sind in Blau, Grau und Silber
gehalten. Hinter Profilglastafeln schimmern am Ober-
geschoss die Worte „retten. löschen. bergen. schützen“
(das Motto der Feuerwehr) sowie der Feuerwehr-Notruf 112
hindurch. Die Glastafeln sind mit drei unterschiedlichen
Blautönen hinterlegt. Im Erdgeschoss und an den Stirn-
seiten des Gebäudes werden sie durch dunkelgrau
beschichtete Aluminium-Kassetten ergänzt. Die Büro- und
Ruheräume haben großzügig dimensionierte Fensterbänder,
deren Attikaverkleidung mit farbigem Glas abgesetzt ist.
Mit ausschlaggebend für den Wettbewerbsgewinn der
Hamburger Architekten war die absehbar hohe Aufent-
haltsqualität der Innenräume. Um den immerhin 22,5 Meter
tiefen, nördlichen Gebäudeteil optimal zu nutzen, wurde das
Obergeschoss als Dreibund mit innen liegenden Aufent-
haltsräumen und offenen Patios angelegt. Letztere versor-
gen über Lichtkuppeln auch die darunter gelegene
Fahrzeughalle mit Tageslicht. An den Gebäudeenden
schließen sich zwei Sondernutzungen an: im Süden ein
Fitnessraum, und im Norden ein großer Veranstaltungsraum
mit eigenem Zugang von außen. Er kann so auch von exter-
nen Personen, etwa der Freiwilligen Feuerwehr, genutzt
werden, ohne den Betrieb der Wache zu stören. Besonders
bei Nacht tritt dieser Gebäudekopf eindrucksvoll in
Erscheinung: Dann werden seine beiden X-förmigen
Stützen bläulich erleuchtet und sind durch die raumhohe
Gussglasfassade schon von weither sichtbar.
Das Gesamtbudget für die Wache war auf 5,2 Millionen
Euro begrenzt. Um diesen Rahmen einzuhalten, verfolgten
die Architekten, wie sie sagen, eine Strategie der
„Baukultur mit einfachen Mitteln“: Materialien behalten ihre
Eigenfarben, Decken und Tragelemente bleiben unverklei-
det. Die Böden sind zum größten Teil mit unempfindlichen
Epoxydharz beschichtet. Nur die Aufenthaltsräume und der
Veranstaltungssaal enthielten ein Parkett aus Räucher-
eiche. Im Farbkanon der Wache spielt die „Feuerwehr-
farbe“ Rot eher eine Nebenrolle: Man findet sie nur noch
an den Fahrzeugen und im Sprungschacht zwischen Ruhe-
und Umkleideräumen. In den Ruhe- und Büroräumen domi-
niert dagegen kühles Blau, in den Hallen, Treppenhäusern
und Fluren ein frisches Gelb-Grün.
Feuer- und Rettungswache in Löhne
Ostwestfalen, der Landstrich zwischen Teutoburger Wald und Weser, nennt nicht nur
zwei Bauten von Frank O. Gehry sein eigen. Sondern auch exzellente Alltagsarchi-
tektur. Die Feuer- und Rettungswache Löhne etwa ist ehr als nur eine Heimstatt für
Lösch- und Rettungsfahrzeuge. Sie bietet auch den Mitarbeitern, die hier arbeiten,
eine hohe Aufenthaltsqualität.
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