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mit dem Zusammenbruch des Imperium Romanum ab dem

4. Jahrhundert wieder. Die typische mittelalterliche Stadt in

Mitteleuropa war eine Stadt aus Fachwerkhäusern. Eine

feuersichere Bauweise mit steinernen Wänden und

Ziegeldächern konnten sich nur „Steinreiche“ leisten. Für

die breiten Bevölkerungsschichten blieb der Fachwerkbau

aus Holz und Lehm mit strohgedecktem Dach die einzige

bezahlbare Bauweise. In den mittelalterlichen Städten

duckten sich die Häuschen eng aneinander, geteilt nur

durch schmale Gassen und boten dem Feuer so ausrei-

chend Nahrung, bis ganze Städte niedergebrannt waren.

Erfolgreiche Brandbekämpfung hieß bis ins 19. Jahr-

hundert in aller Regel, die benachbarten, vom Brand noch

verschont gebliebenen Häuser rechtzeitig niederzureißen,

um dem Feuer die Nahrung zu nehmen.

Hunde, Katzen und andere Brandursachen

Ursachen für Brände waren meistens in unvorsichtigem

Umgang mit Feuer zu suchen. Für uns wirkt heute skurril,

dass mancherorts Feuerstellen abgedeckt werden mus-

sten, um zu verhindern, dass brennende Hunde und Katzen

einen Brandausbruch verursachten. Immensen Anteil an

den Feuersbrünsten hatte aber auch das in Brand setzen

der Städte als trauriges Mittel der Kriegführung.

Ab dem 13. Jahrhundert kamen in den Städten meist nach

stattgefundenen Bränden auch erste Brand- oder Feuer-

ordnungen auf, die Bestimmungen über feuersichere

DIE FEUERFESTE STADT:

WIE DAS FEUER DAS GESICHT UNSERER STÄDTE VERÄNDERTE

Stadtbrände sind so alt wie der Städtebau selbst. Seit

menschliche Siedlungen bestehen, lebt der Mensch mit

der Furcht, dass das Feuer aus seinem Herd ausbricht und

jede Existenzgrundlage zerstört – jenes Feuer, das ihm das

Essen gart, das Brot backt, die ärgste Kälte aus dem Haus

vertreibt und das Grundlage für Töpferei und Eisenverar-

beitung, ja Basis für seine Zivilisation ist. Oftmals wurde

das verheerende Feuer von den Menschen, die es erleb-

ten, als Strafe Gottes gesehen, analog dem Feuer, das im

Alten Testament als „ägyptische Plage“ vom Himmel fällt.

Gustav Effenberger verzeichnete 1913 in seiner Publikation:

„Welt in Flammen: Eine Geschichte der großen und interes-

santen Brände aller Jahrhunderte“ über 3.000 Stadtbrände.

Schriftlich überliefert sind verheerende Stadtbrände seit

dem Altertum. Der wohl berühmteste Brand der Alten

Geschichte ist der Brand Roms im Juli 64 n. Chr., bei dem

von den 14 Stadtbezirken Roms drei völlig zerstört und sie-

ben stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nach die-

sem Brand, über dessen Ursache, Verlauf und Wirkung viel

spekuliert wurde, ging man beim Wiederaufbau nach

einem städtebaulichen Plan vor, bei dem breite Straßen,

beschränkte Gebäudehöhe und freie Höfe, sowie Unter-

geschosse aus feuerfestem Stein, die Stadt in Zukunft vor

Bränden schützen sollten.

So wie die Ausbreitung der römischen Herrschaft, in stren-

ger Ordnung („Hippodamisches System“) angelegte, stei-

nerne Städte über ganz Europa brachte, so verfielen diese

Das Feuer hat unsere Städte gleich zweifach geformt: Großbrände legten stets die

Grundlage für eine umfassende bauliche Erneuerung. Und das Bestreben, Feuer gar

nicht erst entstehen zu lassen oder im Bedarfsfall schnell löschen zu können, hatte

Auswirkungen auf Bauformen und -materialien, Traufhöhen und Abstandsflächen.

Dank rigider Bauvorschriften und gut ausgestatteter Feuerwehren ist das Ideal einer

„feuerfesten Stadt“ heute weitgehend Realität geworden.