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Grün die Polizei, gelb die Post, rot die Feuerwehr: Der

Glaube, dass sich das öffentliche Leben auch farblich in

geordneten Bahnen abspielen müsse, war in Deutschland

lange Zeit intakt – bis ein deutscher Designer mit italie-

nisch klingendem Namen der Hamburger Polizei blaue

Uniformen verpasste. Im niederrheinischen Rommers-

kirchen ist die Welt diesbezüglich noch in Ordnung:

Knallrot – genauer: in RAL 3003 verputzt - strahlt der

Neubau der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr dem Verkehr

auf der Bundesstraße B 477 entgegen. „Der kompakte,

annähernd quadratische Grundriss entstand aus der

Notwendigkeit, ein besonders wirtschaftliches Gebäude zu

erstellen“, sagt der Architekt Hans-Jörg Thelen. „Um den

monolithischen Charakter des Gebäudes zu betonen,

haben wir uns für monochrom verputzten Oberflächen ent-

schieden.“ Die Nettesheimer Feuerwehr besaß zuvor ein

kleines Gerätehaus mitten im Wohngebiet. Der traditionelle

Bau mit Satteldach war verkehrstechnisch nicht optimal

angebunden und vor allem noch schlechter erweiterbar.

Als vor einigen Jahren die Aufstockung des feuerwehrei-

genen Fuhrparks anstand, war klar, dass ein Neubau an

anderer Stelle notwendig werden würde. thelenarchitekten

hatten zu jener Zeit gerade ein Verwaltungsgebäude mit

Montagehalle in Rommerskirchen fertig gestellt. Dessen

Qualitäten hatten die Aufmerksamkeit der Gemeinde-

verwaltung geweckt. Man lernte sich persönlich kennen,

und am Ende stand der Direktauftrag für den Neubau. „Die

Gemeinde hat sich bewusst gegen die Lösung eines

Systembauanbieters und für die individuelle Gesamt-

planung durch einen Architekten zum gleichen Preis ent-

schieden", berichtet Hans-Jörg Thelen.

Das Feuerwehrgerätehaus wurde aus Stahlbeton-Fertig-

teilen errichtet. Es gliedert sich in drei Teile: die Fahr-

zeughalle, einen seitlich anschließenden Nebenraumtrakt

und den zweigeschossigen, rückwärtigen Querriegel mit

Umkleiden, Schulungs- und Sozialräumen. Wenige

Elemente nur lockern die schlichte Gebäudekubatur auf:

Drei Stahlbeton-Vordächer markieren die Einfahrten zur

Halle, die durch Sectionaltore in Schachbrett-Optik

(abwechselnd je ein Feld mit Glas- und Metallfüllung) ver-

schlossen werden. An der Sitirnseite des Querriegels mar-

kiert ein gebäudehoher Vertikalschlitz den Eingang für

Fußgänger. Das Eckfenster unmittelbar daneben gehört

zum Feuerwehrbüro; es gibt dem Einsatzleiter den Über-

blick über Eingangsbereich und Parkplätze. Die Raumauf-

teilung im Erdgeschoss orientiert sich am Sozialgefüge der

Feuerwehr: Neben einer großen Herrenumkleide gibt es

hier eine kleinere für die Damen, daneben im flachen

Gebäuderiegel eine Werkstatt, ein Lager und einen Dekon-

taminationsraum. Über die zweigeschossige Eingangshalle

– Dreh- und Angelpunkt im Gebäude – gelangt man ins

Obergeschoss. Es beherbergt neben einer Teeküche den

großen Seminarraum, in dem auch Schulungen für den

Nachwuchs stattfinden.

Im Gebäudeinneren hat findet sich Rot nur noch an den

Fahrzeugen, an strategisch wichtigen Türen (zur Fahrzeug-

halle und zu den Umkleiden), und an den Spinden. Im Übri-

gen dominieren Weiß, Grau und Schwarz das Bild: Die

Böden bestehen aus Epoxidharz und Fliesen in Anthrazit,

die Innenwände wurden wo immer möglich aus Sichtbeton

hergestellt. Lediglich die Trennwand zur Halle erhielt eine

gedämmte Vorsatzschale.

Feuerwehrgerätehaus in Rommerskirchen

Keinen Zweifel an seiner Zweckbestimmung lässt das neue Feuerwehrgerätehaus

im Rommerskirchener Ortsteil Nettesheim-Butzheim: So viel Rot, wie es zur Schau

trägt, wäre an jedem anderen Gebäude ein Wagnis gewesen. thelenarchitekten aus

Düsseldorf gaben dem Neubau, der auf die Belange eines kleinstädtischen

Löschzuges zugeschnittenen ist, seine einprägsame Gestalt.

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