3
PORTAL
43
zwischen Churchill auf der einen und Baron Pierre de Coubertin
– Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit – auf der
anderen Seite klafft eine ganz enorme Deutungslücke über
Sinn und Nutzen der Leibesertüchtigung. Der eine fasste sein
Credo (angeblich) kurz und knapp mit „no sports“ zusammen.
Der andere wähnte im friedlichen Messen der körperlichen
Leistungsfähigkeit gar eine völkerverbindende Wirkung.
Heutzutage bestreitet niemand mehr die gesundheitsfördern-
de Wirkung des Sports, und den meisten macht er auf die
eine oder andere Weise auch Spaß. Gleichgültig, ob aktiv als
Sportler oder passiv als Zuschauer betrieben, ist der Sport auf
jeden Fall ein wahrlich globales Phänomen, das vielfältigste
Aufgaben für Architekten bietet. Deshalb ist das Spektrum
dieser Ausgabe von PORTAL auch entsprechend weit gefasst.
Es beginnt beim Heilbad mit eher vorsichtig dosiertem
Bewegungsprogramm für die kurenden Gäste und endet bei
der spektakulären südrussischen Sportarena, für die ganz
unverhohlen das antike Kolosseum als archetypisches Vorbild
gewählt wurde. Eines beweisen alle diese Projekte: Sport ist
ein gesellschaftliches Phänomen, das durch die damit verbun-
dene Architektur ganz wesentlichen Einfluss auf die gebaute
Umwelt hat. In Bad Alexandersbad gaben die Architekten
Brückner & Brückner dem Örtchen mit dem Alexbad einen
Christoph Hörmann
Thomas J. Hörmann
Martin J. Hörmann
Persönlich haftende Gesellschafter
EDITORIAL
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
„Genius loci“. In Offenburg kombinierten 4a Architekten das
Spaß- mit dem Sportbad und vermieden dennoch jeden kom-
promisslerischen Entwurf. Ganz bewusst für die Elitenbildung
entschieden sich die Initiatoren der „Eliteschule des Sports
in München“. Die Architekten h4a Gessert + Randecker
schufen die Voraussetzungen dafür, dass den Schülern
nicht nur die perfekten Trainingsvoraussetzungen geboten
werden, sondern auch die schulische Bildung nicht zu kurz
kommt. Und mit dem privat finanzierten Fußballstadion von
gmp Architekten im südrussischen Krasnodar erinnern
wir schließlich an einen der Ursprünge des Sports. Denn
zumeist ist er ja nichts anderes als die in friedliche Rituale
eingebundene Auseinandersetzung konkurrierender regio-
naler Fan-Lager, Volksstämme oder ganzer Nationen, nicht
selten versetzt mit quasi-religiösen Elementen. Aus dem
Büro stammt auch der Autor unseres Essays. Igor Markov
berichtet in dieser Ausgabe von PORTAL darüber, wie es
immer wieder gelingt, Fußballarenen auf allen Kontinenten zu
errichten, die den Anforderungen von Funktionären und Fans
genügen – nachzuprüfen demnächst wieder anlässlich der
FIFA-Weltmeisterschaften in Russland. Bis zum Anpfiff des
Eröffnungsspiels wünschen wir viel Freude beim Lesen dieser
sportlichen Ausgabe von PORTAL.