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Einzigartig: Der umlaufende Videoscreen im Oberrang.

SPORTSPEKTAKEL: SPORT IM STADION FK KRASNODAR

Fußball kann so einfach sein. In Krasnodar

wünschte sich ein lokaler Milliardär einen

eigenen, völlig neuen Club – und baute

gleich noch sein Stadion dazu. Seither

kicken die Spieler des FK Krasnodar in

einer spektakulären Arena von gmp

Architekten – und ihre ersten Gegner auf

dem neuen Rasen waren die Spieler von

Schalke 04.

Sergei Nikolajewitsch Galizki wurde als Einzelhändler reich,

zählt zu den wohlhabendsten Russen und rangiert laut

„Forbes“ weltweit auf Platz 202. Mit 40 gründete er seinen

eigenen Fußballclub und mit 50 gönnte er sich ein Stadion.

Und weil der Inhaber der Handelskette „Magnit“ Qualität

zu schätzen weiß, beauftragte er damit das deutsche

Architekturbüro gmp Architekten – ausgewiesene Experten

für Stadien aller Art und beinahe schon abonniert auf den

Bau von Fußballarenen für die FIFA-Weltmeisterschaften.

Zu diesem erlauchten Kreis zählt das Stadion in Krasnodar

trotz der WM in Russland zwar nicht – an internationalen

Gästen mangelt es dem Verein aber keineswegs. Denn seit

2014 kicken die Russen in der UEFA Europa League, haben

es dabei auch mit deutschen Clubs zu tun und schafften

es bisher einmal bis ins Viertelfinale, wo sie erst an Celta

Vigo scheiterten. Sergei Nikolajewitsch Galizki macht als

höchst erfolgreicher Unternehmer selten Kompromisse.

Und ebenso kompromisslos ist auch sein neues Stadion.

gmp Architekten entwarfen ihm eine Fußballarena reinsten

Wassers, ausschließlich ausgelegt auf die Bedürfnisse

der Fußballfans und mit dem Ziel, ein großes Spektakel zu

liefern.

Brot und Zirkusspiele

Im antiken Rom interessierte sich das Volk zeitweise

nicht mehr für Politik und nur noch für „panem et cir-

censes“. Zumindest der bauliche Topos der daraus ent-

standenen Arenen-Architektur hat es bis in die russische

Millionenstadt geschafft. Mit dem Kolosseum und all den

vergleichbaren Amphitheater-Bauten des römischen

Reiches hat das Stadion in Krasnodar aber nicht nur die

Grundform und die Fassadenunterteilung gemeinsam. Die

Architekten verwendeten als Werkstoff auch den klassi-

schen hellen Travertin, der die meisten Bauten Roms prägte

und nun das neue Stadion mit seinen kannelierten Pilastern

symbolisch überhöht.

Galiseum

Wembley, Maracana, Wankdorf oder die Glückauf-

Kampfbahn waren Stadien, die durch legendäre Spiele

in Jahrzehnten zu beinahe religiösen Weihestätten des

Fußballs wurden. So viel Zeit hatte man in Krasnodar aller-

dings nicht. Das Stadion sollte sofort zum Fußball-Tempel

werden, und weil das Spiwel für einen echten Fußballfan

eben beinahe etwas Religiöses hat, sind die in Krasnodar

verwendeten Stilmittel auch durchaus angemessen. Ebenso

bewährt wie das Grundkonzept und die Fassadengliederung

ist das Tribünendach. Die Architekten entschieden sich

für eine leichte Ringseilkonstruktion mit einer zweilagigen

Membran aus Glasgewebe, die mit Polytetrafluorethylen

(besser bekannt als „Teflon“) beschichtet ist. Darunter

hängen die Flutlichtanlage und die Infrarotheizung für

die Zuschauerränge. Denn Krasnodar liegt zwar in einer

submediterranen Klimaregion, aber auch kurz vor dem

Kaukasus und kennt im Winter durchaus sehr frostige

Tage. So klassisch das Stadionkonzept ist – so innovativ

ist der riesige, umlaufende Videoscreen zwischen Dach

und Zuschauerrängen. Auf 4700 Quadratmetern können

die 33.000 Zuschauer hochauflösende Bilder sehen. Diese

weltweit offenbar noch immer einzigartige Fläche sorgt

dafür, dass die hochverdichtete Atmosphäre in dieser

reinrassigen Fußballarena durch die Videobilder noch wei-

ter aufgeladen wird. Die Architekten von gmp bauten für

Sergei Nikolajewitsch Galizki kein Allerweltsstadion – und

dies weiß man auch in Krasnodar. Denn vor Ort wird es –

sicher nicht ganz unzutreffend und mit Bezug auf das antike

Vorbild in Rom – „Galiseum“ genannt.