Respekt – dies ist ein Schlüsselwort in Altscherbitz / Schkeuditz. Denn Respekt dürfen all jene erwarten, die hier in der Sicherheit der traditionsreichen Klinik nach seelischer Gesundheit streben. Und Respekt erfuhren auch die denkmalgeschützten Bauten, als es um die Erweiterung ging.
Standort: Leipziger Str. 59, Schkeuditz, DE
Architekt: Schulz und Schulz, Leipzig, DE
Fertigstellung: 2023
Schörghuber Produkte: T30 Brandschutztüren mit PU-Kante, T30 Brandschutz, Rauchschutz Massivholz-Rahmentüren 1- und 2-flügelig, Massivholz-Rahmentüren mit Schallschutz Rw = 42dB, Festverglasungen, T30 Brandschutztüren mit Zustimmung im Einzelfall wegen Maßüberschreitung in der Höhe des Zargenquerteils, Vollspantüren teilweise mit Lichtausschnitt, Nassraumtüren „Plus“ (holzwerkstofffrei) mit Nassraumumfassungszargen, Schallschutztüren „Access“ mit Rw = 37 oder 42 dB, Massivholzstockzargen, Faltstockzargen, Holzumfassungszargen ohne Zierfalz, Holzzargen in Kita-Ausführung, Holzzargen mit Feuchteschutz an Zargenunterkante
Hörmann Produkte: 2-geteilte Stahlumfassungszarge zum nachträglichen Einbau
Wer Miloš Formans Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ gesehen hat, dessen Meinung über die Psychiatrie ist dann keine gute mehr. Seelisch Kranke wurden zumindest im Film in einer Anstalt „verwahrt“, deren repressives System dazu diente, Menschen zu brechen. Von Heilung war dort nicht die Rede – ebenso wenig wie in den Nervenheilanstalten des 18. und 19. Jahrhunderts. In Europa dienten aufgelassene Klöster oder auch ehemalige Gefängnisse dem Zweck, Menschen mit abweichendem Verhalten unterzubringen. Von Behandlung im eigentlichen und heutigen Sinne war erst ab dem 19. Jahrhundert die Rede.
„Beruhige dein Gemüt“
Vor fast 150 Jahren wurde auf dem Rittergut Altscherbitz eine „Provinzial-Irren-Anstalt“ gegründet. Es sollte ein Ort werden, in dem seelisch Kranke Heilung finden sollten. Und für jene Zeit geschah dies auf bemerkenswerte Weise. Denn die seinerzeit so genannten „Irren“ wurden nicht in umgenutzten, großen Bestandsbauten behandelt und eingeschlossen, sondern in neu errichteten, kleinen Pavillons. Es waren regelrechte Villen, die locker in einer Parklandschaft verteilt wurden. „Blicke in die schöne Natur und beruhige dein Gemüt über das Müssende“ meinte schon Beethoven – und des Komponisten Erkenntnis wurde zum Leitmotiv der Gestaltung.
Leitmotiv
Dominierender Baustoff waren Ziegel, die vor Ort und durch die Kranken therapeutisch selbst hergestellt wurden. Und noch immer ist dieser aus der Natur entnommene Baustoff ein Leitmotiv – zusammen mit der Kleinteiligkeit der Baukörper. Wer über das Gelände des Sächsischen Krankenhauses Altscherbitz spaziert, der bemerkt kaum, dass drei zuvor einzeln stehende Bestandsbauten nun zu einem größeren Gebäude zusammengefügt sind. Im Architekturwettbewerb wurde ein mehrgeschossiger Neubau nahegelegt. Nach Sichtweise der Architekten wären dadurch die drei bestehenden Gebäude zu marginalisierten Nebengebäuden geworden. Der Charakter des Parks und der Klinik hätten sich gänzlich verschoben. Schulz und Schulz nahmen sich jedoch die Freiheit, etwas radikal anderes vorzuschlagen. Die zwei spiegelgleichen historischen Behandlungsbauten für Frauen und Männer sowie das dazwischenliegende ehemalige „Beamtenhaus“ wurden sorgfältig und denkmalgerecht saniert – und mit einem flachen, in die Topographie eingebetteten Riegel verbunden, der die gesamte Länge des vorherigen Ensembles einnimmt.
Evolution des Bestandes
Die Vormauerschalen aus Vollklinkern am Neubau nehmen die Ziegelfassaden der Altbauten auf, ohne diese zu imitieren. Sie sind stattdessen die Evolution des Bestandes. Die zahlreichen sorgsamen Details aus dem 19. Jahrhundert wurden erhalten und im Neubau durch eine bemerkenswert subtile Gestaltung fortgeführt. Wo die alten Gebäude Versprünge in den Fassaden haben, da reagiert auch der vorgesetzte Neubau-Riegel mit einem Fassadenversatz. Auf Höhe des ehemaligen Beamtenhauses verspringt der Flur. Und so ergibt sich im Inneren eine Gliederung, die den Flur nun nicht so lang wirken lässt, wie es zu befürchten gewesen wäre.
Opfer der NS-Euthanasie
Dass die Pavillonbauten den seelisch Kranken nicht immer die versprochene Schutz boten, wird beim Spaziergang durch den Park klar. Ein „ewig weinender Stein“ erinnert mit tropfenden Tränen aus Wasser an die rund 5100 Kranken, die Opfer der Euthanasie durch das NS-Regime wurden.
Bauen im Bestand ist für jeden Architekten eine Herausforderung. Abgesehen von dem Zustand des zu erhaltenden Gebäudes stellen sich gestalterische Fragen: Soll sich der Neubau dem Altbau unterordnen? Soll er einen Kontrast bilden? Wie spiegelt sich das alles im Material wider? Schulz und Schulz entscheiden sich für Zurückhaltung und Integration. Zwar sind die Übergänge von Neu und Alt an der sichtbar gelassenen historischen Ziegelmauer erkennbar, mit den Räumen wird aber sowohl im Bestand als auch im Neubau gestalterisch gleich umgegangen. Als verbindendes Element können im wahrsten Sinne des Wortes die Türen gelten. Dort, wo Alt und Neu aufeinandertreffen, sind sie mit einem großen Lichtausschnitt versehen. Auch die Türen in den Fluren lassen Blickbeziehungen zu. Anders sieht es bei den Behandlungs- und Fachräumen aus. Dort sorgen geschlossene Türen für eine geschützte Atmosphäre. Optisch sind alle Türen (nahezu) geschosshoch ausgeführt, teilweise mit Oberblende, teilweise mit Oberlicht. Viele der Holzzargen sind mit einem nicht sichtbaren Feuchteschutz ausgestattet, um der intensiven Reinigung standzuhalten.
Standort: Leipziger Str. 59, Schkeuditz, DE
Bauherr: Freistaat Sachsen, SIB - Niederlassung Leipzig II, DE
Architekt: Schulz und Schulz, Leipzig, DE
Tragwerk: Büro für Baustatik Förtsch, Leipzig, DE
BGF: 7180 m²
BRI: 26.560 m³
Baukosten: 24 Mio. €
Fertigstellung: 2023
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Verarbeiter (Schörghuber): Jaeger Tischlerei GmbH & Co. KG, Dresden, DE
Schörghuber Produkte: T30 Brandschutztüren mit PU-Kante, T30 Brandschutz, Rauchschutz Massivholz-Rahmentüren 1- und 2-flügelig, Massivholz-Rahmentüren mit Schallschutz Rw = 42dB, Festverglasungen, T30 Brandschutztüren mit Zustimmung im Einzelfall wegen Maßüberschreitung in der Höhe des Zargenquerteils, Vollspantüren teilweise mit Lichtausschnitt, Nassraumtüren „Plus“ (holzwerkstofffrei) mit Nassraumumfassungszargen, Schallschutztüren „Access“ mit Rw = 37 oder 42 dB, Massivholzstockzargen, Faltstockzargen, Holzumfassungszargen ohne Zierfalz, Holzzargen in Kita-Ausführung, Holzzargen mit Feuchteschutz an Zargenunterkante
Hörmann Produkte: 2-geteilte Stahlumfassungszarge zum nachträglichen Einbau