Wer Schutz sucht, der braucht nicht nur Sicherheit. Auch das Gefühl von Heimat und Respekt – und sei es auch nur „auf Zeit“ – bietet Geborgenheit. In München realisierten Hild und K ein ungewöhnliches Projekt, das beides vereint – und deshalb prototypisch steht für eine „schützende“ Architektur.
Standort: Lotte-Branz-Straße 5-7, München, DE
Architekt: Hild und K, München, DE
Fertigstellung: 2024
Schörghuber Produkte: Barrierefreie Schallschutztüren Rw = 37 dB, Feuchtraumtüren mit Oberblende, Vollspantüren 1- und 2-flügelig, Rauchschutztüren 1- und 2-flügelig, T90 Brandschutztüren 1- und 2-flügelig, T30 Brandschutztüren 1- und 2-flügelig, T30 Brandschutztüren mit Schallschutz Rw = 32 dB sowie mit Kämpfer und Glasoberlicht, Schallschutztüren Rw = 42 dB mit Strahlenschutz Bleigleichwert 1,75 und mit Oberblende, Schallschutztüren Rw = 37 dB
Hörmann Produkte: 2-geteilte Stahlumfassungszargen zum nachträglichen Einbau
Wer einen neuen Wäschetrockner sucht, ist in München-Freimann richtig. Hier werden Windschutzscheiben repariert, „Design“-Möbel verkauft, oder es wird im Studio an der Fitness gearbeitet. An all dem haben jene Menschen kein akutes Interesse, die gleich nebenan im „Übernachtungsschutz“ der Stadt München eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. Aus vielerlei Gründen haben sie keine Wohnung und sind auf diese „Heimat auf Zeit“ angewiesen.
Woanders sammeln sich diese Menschen oft in Bahnhofsnähe, oder sie werden in rasch aufgestellten Containern in Gewerbegebieten untergebracht. Aus den Augen, aus dem Sinn. In München müsse niemand auf der Straße schlafen, meinte die Sozialbürgermeisterin, als das Projekt eröffnet wurde. Aber weil die Münchner nicht auf die Container-Lösung setzten, entstand ein bemerkenswertes Projekt für eine Schutz und Sicherheit bietende Architektur, die Menschen ohne Wohnsitz mit Respekt begegnet.
Gäste werden empfangen
Auch in München steht die Einrichtung in einem städtebaulich disparaten Gewerbegebiet – und sticht deshalb ganz besonders heftig heraus aus dem Vielerlei der Belanglosigkeiten. Auf den ersten Blick wird klar: Die Gäste werden nicht nur aus dem Stadtbild entfernt und irgendwie „untergebracht“. Sie werden empfangen, bei Bedarf medizinisch erstversorgt, und es werden auch psychosoziale Beratungen für scheinbar ausweglose Situationen angeboten. 730 Plätze in 4-Bett-Zimmern bieten jenen Schutz, den es auf der Straße nicht gibt. Männer, Frauen und Familien werden getrennt untergebracht. Ein Sicherheitskonzept soll Übergriffe und Diebstähle verhindern. Gestalterisch ist das Bauwerk ein Beweis dafür, dass die Gäste Menschenwürde und Respekt verdient haben.
Dass es auch hier um Kostensenkung und Tempo gehen musste, ist fraglos. Auf dem Sockel aus Betonfertigteilen sitzen nun vorgefertigte, ziegelrot gestrichene Holzrahmenelemente. Das Besondere daran (und für Hild und K keineswegs ungewöhnlich) ist die entspannt dekorative Gestaltung dieser Fassaden mit simplen, vertikalen Leisten und rhythmisierten Endungen.
Liebevoll gestaltete Opferbretter
Im süddeutschen Holzbau durchaus üblich sind Bretter, die offen liegende und entsprechend empfindliche Hirnholzflächen gegen die Witterung schützen. Als sogenannte „Opferbretter“ sind sie darauf angelegt, öfter ausgetauscht zu werden – und oft wird ihnen eine besonders liebevolle Gestaltung zuteil. So auch in München-Freimann. Bei Hild und K sind die Opferbretter keine reinen Verschleißteile, sondern prägendes Element einer dekorativen Fassade, die jedem klar macht, dass dieses Haus nicht nur ein schnell und billig hochgezogenes Unterbringungsprojekt sein soll, sondern eine Heimstatt für Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in eine Notlage geraten sind.
Bezugspunkt Theodor Fischer
Typologisch lehnt sich das Projekt an ein Männerwohnheim Theodor Fischers an – architektonischer Übervater des beginnenden 20. Jahrhunderts und Vorläufer der „Stuttgarter Schule“. Intime Innenhöfe bieten hier Sichtschutz, und die Straßenseite mit einem angedeuteten „Ehrenhof“ schafft eine Empfangsgeste, die der überwiegenden Anzahl der Gäste wohl selten geboten wird.
Und so wie Theodor Fischers Münchner Projekt zum Nucleus eines ganzen Stadtgebiets wurde, so hoffen auch Hild und K darauf, dass der Übernachtungsschutz dereinst zur Initialzündung einer neuen Bebauung in der Umgebung werde. In einem Gebäude, in dem es vor allem um Hoffnung auf eine bessere Zukunft geht, sei auch dem Architekturbüro dieses Fünkchen Hoffnung gestattet.
Wer im Übernachtungsschutz die Nacht verbringt, ist tatsächlich schutzbedürftig. Hierher kommt man, wenn man keine andere Möglichkeit hat, eine Nacht in Sicherheit zu verbringen: Ein Übernachtungsschutz dient Menschen in misslicher Lage, Menschen ohne Wohnraum, die ohne dieses Projekt auf der Straße leben müssten. Die meisten tun das nicht ohne Grund, psychische Probleme sind oft die Ursache für ihre Lage. Umso wichtiger, dass sie sich in einer Einrichtung wie dieser wohlfühlen. Dazu trägt eine „beruhigende“ Gestaltung bei. Türen nehmen hierbei eine wichtige Rolle ein. Sie könnten den Bewohnern schnell das Gefühl vermitteln, eingesperrt zu sein. Das ist hier nicht der Fall. Neben der ruhigen Farbgebung – es wurde eine HPL-Beschichtung im RAL-Ton Petrol oder Avocado gewählt – verfügen viele der Türen über Panikschlösser. Sie geben die Möglichkeit, dass Türen zwar von außen verschlossen werden, aber gleichzeitig ohne Schlüssel von innen zu öffnen sind. Auch Fluchttüröffner tragen zum Gefühl der Sicherheit bei. Sie sorgen dafür, dass sich die Falle selbst bei Panik und unkontrolliert ausgeübtem Druck auf die Schließplatte leicht öffnet und nicht verkeilt.
Standort: Lotte-Branz-Straße 5-7, München, DE
Bauherr: Landeshauptstadt München, Kommunalreferat, vertreten durch Baureferat - Hochbau H 1, München, DE
Architekt: Hild und K, München, DE
Tragwerk: Sailer Stepan Tragwerkteam, München, DE
BGF: 13.000 m²
BRI: 49.200 m³
Fertigstellung: 2024
Fotos: Florian Holzherr, München, DE / Michael Heinrich, München, DE
Verarbeiter (Schörghuber): Peter Kasberger Baustoff GmbH, Passau, DE
Schörghuber Produkte: Barrierefreie Schallschutztüren Rw = 37 dB, Feuchtraumtüren mit Oberblende, Vollspantüren 1- und 2-flügelig, Rauchschutztüren 1- und 2-flügelig, T90 Brandschutztüren 1- und 2-flügelig, T30 Brandschutztüren 1- und 2-flügelig, T30 Brandschutztüren mit Schallschutz Rw = 32 dB sowie mit Kämpfer und Glasoberlicht, Schallschutztüren Rw = 42 dB mit Strahlenschutz Bleigleichwert 1,75 und mit Oberblende, Schallschutztüren Rw = 37 dB
Hörmann Produkte: 2-geteilte Stahlumfassungszargen zum nachträglichen Einbau