Jens Dunkel über Spezialtüren im Projekt GEOMAR in Kiel
Das GEOMAR widmet sich der Erforschung der Weltmeere, eines sehr komplexen Systems. Entsprechend komplex sind auch die Anforderungen an die Räume des Instituts – und ihre Türen.
Was macht das GEOMAR zu solch einem außergewöhnlichen Projekt?
Das Geomar ist ein herausragendes Projekt, weil es hochmoderne Forschungsinfrastruktur mit speziellen Anforderungen an Sicherheit, Klima- und Druckverhältnisse kombiniert. Besonders bei den Türen waren außergewöhnliche Lösungen gefragt, da sie nicht nur als Raumtrenner oder Zugänge dienen, sondern auch funktionale Aufgaben wie Druckausgleich, Schallschutz und Brandschutz erfüllen mussten.
Wie lief die Zusammenarbeit mit Architekt und Schörghuber aus Sicht des Verarbeiters?
Die Zusammenarbeit war durch enge Abstimmung und technische Präzision geprägt. Der Architekt hatte klare Vorstellungen, die mit den individuellen Lösungen von Schörghuber in Einklang gebracht werden mussten. Für uns als Verarbeiter bedeutete dies eine hohe Planungsgenauigkeit, da jede Tür eine spezifische Anforderung erfüllte. Die enge Kooperation half dabei, maßgeschneiderte Lösungen effizient umzusetzen.
Teilweise wurden zwei Türenteile produziert und dann zusammengesetzt. Warum?
Einige Türen waren so groß oder technisch anspruchsvoll, dass sie nicht in einem Stück produziert oder transportiert werden konnten. Daher wurden sie in zwei Teilen gefertigt und vor Ort zusammengesetzt, um Stabilität und Funktionalität zu gewährleisten. Dies war insbesondere bei Türen mit besonderen Anforderungen an die Rauchdichtigkeit notwendig.
Einige Türen sind so speziell, dass sie eine Zustimmung im Einzelfall benötigen. Ab wann ist sowas nötig?
Eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) ist erforderlich, wenn eine Tür von bestehenden Normen und Zulassungen abweicht. Dies kann der Fall sein, wenn besondere Materialkombinationen verwendet werden, die nicht standardisiert geprüft wurden oder wenn die Tür eine außergewöhnliche Funktion erfüllen muss wie extremen Druckunterschieden standzuhalten. Dabei müssen sie noch sicher geschlossen und auch mit definiertem Kraftaufwand in Fluchtwegen geöffnet werden können.
Einige Türen trennen Räume mit unterschiedlichem Luftdruck. Wie funktioniert das genau?
Diese Türen müssen absolut luftdicht sein, um einen Druckausgleich zu verhindern. Dies wird durch spezielle Dichtungen, verstärkte Türblätter und passgenaue Zargen erreicht. Zusätzlich kommen oft automatische Schließmechanismen und Druckentlastungssysteme zum Einsatz, um den Kräften, die durch den Druckunterschied entstehen, standzuhalten.
Einige Türen sind direkt ohne Abstand nebeneinander eingebaut. Was sind hierbei die Herausforderungen?
Zwei der größten Herausforderungen sind Stabilität und Passgenauigkeit. Türen ohne Abstand müssen millimetergenau gefertigt und montiert werden, um Dichtheit und Funktion zu gewährleisten. Bei gekoppelten Türen sind verschiedene technische Anforderungen wie Brandschutz, Schallschutz und Druckdichtigkeit gleichzeitig zu berücksichtigen und optimal aufeinander abzustimmen.
Eine besondere Tür ist die Schiebetür. Welche Anforderungen und Herausforderungen gab es hier?
Schiebetüren müssen oft gleichzeitig große Öffnungsweiten ermöglichen, aber auch dicht und stabil sein. Im Geomar-Projekt musste sie auch Brandschutz T30 und rauchdicht sein, was zusätzliche technische Lösungen wie spezielle Führungsschienen, verstärkte Dichtungen und komplexe Schließ- und Offenhaltemechanismen erforderte. Eine weitere Herausforderung war die Integration in das architektonische Gesamtkonzept ohne Kompromisse bei Funktion und Design.
Was bedeutet es aus Sicht des Verarbeiters, wenn eine Tür viel Technik enthält?
Je mehr Technik eine Tür enthält, desto aufwendiger wird ihre Montage und Justierung. Der Verarbeiter muss verschiedene Gewerke wie Elektroinstallation und Steuerungstechnik koordinieren, um sicherzustellen, dass alle Komponenten reibungslos funktionieren. Zudem erfordert eine technisch komplexe Tür eine besonders präzise Verarbeitung und regelmäßige Wartung, um eine dauerhafte Funktionsfähigkeit zu gewährleisten.