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Lehrreich

Stadtbibliothek in Heidenheim

von Max Dudler

Einer mutmaßlich sterbenden Bau­auf­gabe setzte Max Dudler in Heidenheim ein bemerkenswertes Denkmal. Und da­bei stellte sich lehrreich heraus, dass Stadtbibliotheken mitnichten die Zombies einer digitalisierten Medienwelt sind, sondern mitunter quicklebendige Institutionen.


Standort: Willy-Brandt-Platz 1 , 89522 Heidenheim, DE
Architekt: Max Dudler, Berlin, DE
Fertigstellung: 2017
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore SPU F42, Feuerschutz-Schiebetor T30


Die beige verklinkerte Fassade stellt einen Bezug zu Schloss Hellenstein her, das hoch über der Stadt thront.

Man tritt Heidenheim sicher nicht zu nahe, wenn man die Industriestadt an der Brenz nicht zu den Juwelen Ost-Württembergs zählt. Von hier kommen Maschinen, medizinische Heftpflaster und mit Erwin Rommel ein weltbekannt gewordener Generalfeldmarschall. Aus Heidenheim kommt nun aber auch der Beweis, dass eine Stadtbibliothek zu einem Mittelpunkt städtischen Lebens werden kann. Mit der Kubatur des Wettbewerbsentwurfes wollte Dudler städtebaulich zwischen historisch kleinteiliger Innenstadt und den Erweiterungen des 19. Jahrhunderts vermitteln. Der 110 Meter lange Riegel wird durch fünf aufgesetzte und unterschiedlich hohe kubische Häuschen gekrönt. Mit der in hellem Beige verklinkerten Fassade wird versucht, eine farbliche Verbindung zu Schloss Hellenstein herzustellen, das hoch über Stadt und Bibliothek thront. Auch die von außen frei komponiert erscheinenden Fensteröffnungen lassen den Bau zum Solitär werden. Angesichts des heterogenen Umfeldes ist dies jedoch kein Bruch, sondern eine Bereicherung.

Architektonische Lernkurve
Im Inneren zeigt sich dann die inzwischen bekannte Meisterschaft des Büros im Umgang mit der Bauaufgabe. Auch die Leitung der Stadtbücherei räumt ein, während der Planungszeit eine architektonische Lernkurve durchlaufen zu haben. Zugleich gelang es aber auch, den Architekten die speziellen Ablauf-Anforderungen einer öffentlichen Stadtbibliothek nahezubringen – damals noch neu für Max Dudler. Die Bibliothek wurde zwar mit Café, Medienzentrum, Stadtarchiv und Veranstaltungssaal kräftig angereichert – es ist aber mitnichten dieses Funktionsdoping, das den Bau zum Erfolg werden ließ. Vielmehr ist es das spektakuläre zweite Obergeschoss, in dem das uralte Medium Buch regelrecht gefeiert wird. Über die komplette Gebäudelänge verläuft eine Abfolge von fünf überhöhten Lesesälen in den von außen sichtbaren Kuben und dazwischengeschalteten niedrigeren Kabinetten. Hier fochten die örtlichen Bibliothekarinnen auch ihren zähen und letztlich aussichtslosen Kampf um Farbigkeit in der Stadtbücherei aus.

Kathedrale der Bibliophilie
Letztendlich waren aber auch die Verliererinnen über diese Niederlage glücklich. Denn die zigtausend farbigen Buchrücken in den offenen Regalen dürfen nun ganz ungestört ihre Wirkung in dieser Kathedrale der Bibliophilie entfalten. Alle Oberflächen der Innenräume und die eigens entworfenen Möbel sind weiß. Nur hier und da wurde akzentuierend helles Eichenfurnier eingesetzt. Der geschliffene Betonterrazzo mit lokalem Zuschlag ist grau – und einzig im Kinderbuchbereich kommt ein ganz klein wenig Farbe ins Spiel. Ein außen mit heller Eiche furnierter Würfel bietet tief in seinem Inneren die kleinen und knallbunten Kabinette der „Kinderburg“. Ja, das Café auf der Eingangsebene ist gut besetzt, und ja, die Abteilung mit digitalen Medien, die Grafothek oder der Gaming-Room, haben an diesem regnerischen Tag den einen oder anderen Besucher. Wer die Aussicht aus den wunderbaren und nun selbsterklärenden großen Fenstern genießen möchte, der ist hier ebenso richtig. Aber die wahren Helden bleiben die Bücher. Und dass in den Regalen noch ordentlich Lücken zu finden sind, beweist, dass die Bibliothekare an die Zukunft des Mediums glauben. Als Nachschlagewerk mag das Buch verzichtbar geworden sein, als lehrreicher Roman oder als pädagogisches Kinderbuch aber offenbar nicht. Die Heidenheimer Bibliothek jedenfalls ist das Lehrbeispiel einer konzeptionell funktionierenden Stadtbücherei, in der es keine Schwellenängste mehr gibt und die durch eine emblematische Architektur das Medium Buch angemessen überhöht und feiert.

Die wenigen farbigen Akzente finden sich in der „Kinderburg“.
Das Zentrum der Stadtbibliothek – eine beeindruckende Halle mit Treppenaufgang.
Einen schönen Ausblick auf Heidenheim bietet sich vom Balkon des Obergeschosses.
Blendfreies Tageslicht gelangt durch die Perforation der Klinkerfassade.
Ein kleiner Veranstaltungssaal ergänzt das Raumprogramm.

Hörmann Expertise:
Industrie-Sektionaltore

Äußerst elegant und minimalistisch erstreckt sich der lange Baukörper der Stadtbibliothek Heidenheim am Willy-Brandt-Platz in Heidenheim. Optisch rahmenlose Fensterflächen sind das auffälligste Gestaltungsmerkmal der Fassade. Dazu passend wurden zwei anthrazitfarbene Industrie-Sektionaltore von Hörmann in die Fassade eingegliedert. Sie bilden die Zu- und Ausfahrt für die Tiefgarage. Vor allem die Zufahrt prägt die Fassade entscheidend, denn sie ist neben der perforierten Klinkerfassade und dem Panoramafenster des Erdgeschosses die einzige Öffnung auf der schmalen Stirnseite der Bibliothek. Die Ausfahrt wiederum befindet sich auf der Längsseite und wurde weniger prominent gestaltet. Dort kommen die Autos über die Rampe parallel zur Fassade aus dem Untergeschoss, die innerhalb der Kubatur in einem ausgeschnittenen Volumen mündet, das auch den Zugang zum Medienzentrum bildet. Das Tor bei der Ausfahrt ist also um 90 Grad zur Fassade gedreht und somit weitaus weniger prominent platziert als das bei der Zufahrt. Dennoch korrespondiert es mit den gleichfarbigen Türen im Eingangsbereich.

Standort: Willy-Brandt-Platz 1 , 89522 Heidenheim, DE
Bauherr: Stadt Heidenheim, DE
Architekt: Max Dudler, Berlin, DE
Bauingenieur: wh-p, Stuttgart, DE
Bauleitung: Architekturbüro Manfred Schasler, Berlin, DE
Brandschutz: Müller-BBM, München, DE
TGA-Planer: Herp Ingenieure, Göppingen, DE
Brutto-Grundfläche: 6300 m²
Netto-Fläche: 3700 m²
Brutto-Rauminhalt: 29.800 m³
Kosten: 18,5 Mio. €
Fertigstellung: 2017
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore SPU F42, Feuerschutz-Schiebetor T30

Die Zufahrt zur Tiefgarage ...
... wird von einem Industrie-Sektionaltor verschlossen.
Geringer Platzbedarf und ein schneller Lauf sind seine Vorteile.
Die Ausfahrt der Tiefgarage befindet sich ...
... an der Längsseite des Gebäudes und ist weitaus weniger offensichtlich ablesbar als die Zufahrt.
Grundriss 2. Obergeschoss
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