Fußball und Kunst – das passt in etwa so gut zusammen wie Teufel und Weihwasser. Mag man meinen. Doch dass der Lieblingssport der Deutschen auch einen kulturellen Aspekt mitbringt, weiß man nicht erst seit den anspruchsvollen Beiträgen in Fußballmagazinen wie 11Freunde.
So sieht es auch der Künstler Philip Grözinger. Er ist bekennender Fan von Eintracht Braunschweig – dem Klub, der in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben hat, abgesehen von einem Jahr Bundesliga in der Saison 2013/14, in den vergangenen Jahrzehnten jedoch überwiegend in der zweiten und dritten Liga herumdümpelt. 2014 nahm Grözinger die Fußballweltmeisterschaft zum Anlass, eine Ausstellung zum Thema Fußball zu initiieren. „The Cambridge Rules“ hieß sie – eine Referenz zum ersten niedergeschriebenen Fußball-Regelwerk aus dem Jahr 1848, dem Ursprung des Sports, dessen Kommerzialisierung vielen Fans heute sauer aufstößt. Zwölf Künstler fanden sich, die ihre vom Fußball beeinflussten Bilder in der Galerie Jochen Hempel in Berlin zeigten – allesamt Fans des Sports und teilweise selbst aktiv. Dass diese Thematik Grözinger nicht loslässt, zeigte im Frühjahr 2018 die Ausstellung „Heldentage“ in der Braunschweiger Hagen-Kemenate, die er zusammen mit Wolfgang Siesing den Idolen seines geliebten Klubs sowie den Mythen des Weltfußballs widmete. Grözingers Bilder sind auf sehr eigene Art verstörend, ambivalent – bitterböse und humorvoll zugleich. Das passt zur Eintracht, die in ihrer Geschichte genügend Inspiration für eine solche Ausdrucksweise geliefert hat. Und es steckt mehr hinter Grözingers Bildern, als der erste Blick vermuten lässt, denn: „Fußball ist ein gesellschaftliches Phänomen, daran lässt sich viel zeigen“, so der Künstler in der Braunschweiger Zeitung.
Künstler: Philip Grözinger
geboren 1972 in Braunschweig, DE
ausgerechnet in jenem Jahr, als die leidige Geschichte des ersten Bundesligaabstiegs von Eintracht Braunschweig begann. Dass Grözingers dystopischer Stil irgendwie damit zusammenhängt, lässt sich nicht nachweisen. Und doch: Ständige Auf- und Abstiege, dauerndes Leid und nie enden wollende Pein prägen die Werke von Malern – behauptet jedenfalls der Tagesspiegel in einem Artikel über Philip Grözinger und dessen Faible für Fußball. Die Entwicklung „seiner“ Eintracht war jedenfalls nicht der Grund, an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig Malerei zu studieren und das Studium 1997 mit dem Diplom abzuschließen. Grözinger war vielmehr familiär „vorbelastet“, sein Vater Klaus Grözinger war ein bekannter Grafiker und Plakatkünstler. Vielleicht deswegen lernte der Junior nach seinem Diplom noch ein Jahr als Meisterschüler bei Professor Karl Schulz im Bereich Druckgrafik.